Unsere Geschichte
Meine Name ist F. Mahrt.Nach meiner schulischen Laufbahn habe ich von 1988-1991 eine Ausbildung zur Datenverarbeitungskauffrau an der WAK zu Kiel in Rendsburg absolviert.
Nach 2 Fehlgeburten im Jahr 1991 wurde ich mit den Zwillingen schwanger.
Thoralf Gerrit und Ingeborg Dagny wurden am 28.10.1992 in Kiel geboren. Am 02.01.1994 bekam ich noch meine Tochter Solveig Deike.
Viele werden jetzt bestimmt denken, was sind das für Namen.
Thoralf:
Thoralf ist ein nordischer Männername. Seine Bedeutung setzt sich aus zwei Gliedern
zusammen: dem germanischen „thor“ (ein Göttername) und dem ebenfalls germanischen „alf“
(Elf, Naturgeist). Dieser Vorname kommt auch in der Schreibform Toralf vor.
Gerrit:
Kurzform von Gerhard. Gerrit ist die friesische Form von Gerhard.
» der Entschlossene mit Speer
» der Starke, der Entschlossene
» der Speerwerfer
Ingeborg:
Der aus dem Skandinavischen kommende zweigliedrige Name wird aus den Gliedern "ing"
(ungeklärter Name einer germanischen Gottheit) und "borg" (Schutz, Zuflucht) gebildet. Namen skandinavischen Ursprungs waren im 19. Jh. sehr
beliebt.
Dagny:
schwedisch: dag = Tag, ny = neu
» Neuer Tag
Solveig:
Schwedisch: Kraft des Hauses (salr Saal, Haus und veig Kraft)
Altnordisch: Hausherrin (salr Haus, Saal und vig Herrschaft, Kampf)
Norwegisch: Weg zur Sonne / Sonnenweg
Deike:
Deike ist niederdeutsch und kommt von Namen mit Diet- (VOLK)
Deike ist die friesische weibliche Koseform von Dieter.
Der Name leitet sich aber auch von dem Namen Adelheid ab.
Deike leitet sich außerdem von Dyke ab,das soviel wie Deichgräfin heißt.
Freunde durften meine Tochter "Inge" nennen.
Gerade der Name Dagny hat für mich eine besondere Form gehabt, da mit der Geburt meiner Zwillinge für mich ein neuer Lebensabschnitt "ein neuer Tag" anbrach.
Inge hatte es von Anfang an nicht leicht in ihrem Leben.
Aufgrund von sensomotorischen Störungen, war sie lange bei der Ergotherapie und uns wurde gesagt, wir sollten froh sein, wenn Inge überhaupt den Förderschulabschluß schaffen würde.
Ich habe dann immer zu den Ärzten, Therapeuten und Lehrern gesagt, dass Inge erstmal eins werden muss mit ihrem Körper.
Keiner hat uns für voll genommen.
Das ich aber aus eigener Erfahrung sprach, interessierte keinen.
Ich selber bin 1,89cm groß und weiss was das bedeutet.
Inge und auch ihr Bruder sind große Kinder gewesen.
An ihrem Todestag war Inge 1,82 cm groß.
2005 habe ich mich von meinem Mann getrennt und bin seitdem alleinerziehende Mutter.
Gleichzeitig fing ich in Vollzeit an zu arbeiten.
2007 sind wir von Kronshagen nach Eckernförde gezogen, damit ich auch mehr für meine Kinder da sein kann.
Ich bin heute noch davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war.
Über einen Chat hat Inge 2009 dann ihren späteren Mörder kennengelernt.
Gemocht hat er uns nie groß.
Ich denke, er konnte mit unserer direkten Art und Weise nicht umgehen.
Wenn mir etwas nicht gepasst hat, dann wurde es angesprochen.
Immer nach dem Motto: "Ihr befindet Euch auf einer Straße, habt rechts und links Platz aber wenn ihr meint die zu verlassen, hole ich euch zurück auf die Straße. Mit den Konsequenzen habt Ihr zu leben."
Wenn sie sich daran gehalten haben, hatten sie ein gutes Leben.
2008 haben Thoralf und Inge erfolgreich ihren Hauptschulabschluß gemacht.
Danach sind sie auf die Berufliche Schule in Eckernförde gegangen um ihre mittlere Reife nachzuholen.
Inge, hat ihre eigenen Regeln aufgestellt. Was mir nicht so gefiel und was ich ihr gegenüber auch deutlich gemacht habe.
Dadurch hatten wir unsere Differenzen.
Inge wußte aber, wenn sie Hilfe benötigt, bin ich für sie da.
Und genau das gleiche wußte ich von ihr.
Zu L. und seinen Eltern hatte ich keinen guten Kontakt, da sie gegen mich gearbeitet haben.
Was Inge ihnen erzählt hat, weiß ich nicht.
Sie haben bei mir auch nie nachgefragt und ich nie bei ihnen.
Bei mir kam es immer so an, als wenn sie mir mein Kind abspenstig machen wollen.
Der Vater von L. hat zu mir mal gesagt, er will die Rechte von Inge durchsetzen.
Im Jahr 2010 bin ich von Eckernförde nach Kaltenkirchen gezogen, da ich in Norderstedt angefangen habe zu arbeiten.
Thoralf und Solveig sind mit mir gekommen.
Inge ist in Eckernförde geblieben und zu L. gezogen. Dort hat sie bis Oktober 2010 gewohnt.
In dieser Zeit hat L. sie schon immer wieder wegen ihrem angeblichen Übergewicht fertig gemacht.
Das ist uns nach ihrem Tod bekannt geworden, da wir ein Tagebuch von ihr gefunden haben.
In dem Moment wenn du das Tagebuch als Mutter liest, macht man sich Vorwürfe, weil man es nicht gemerkt hat. Ihr nicht geholfen hat.
Ich hatte mit Inge und den Eltern von L. besprochen, dass Inge nach ihrem Abschluss der mittleren Reife zu mir nach Kaltenkirchen zieht und dort eine Ausbildung anfängt.
Auch gegen die Abmachung haben die Eltern intregiert und alles dran gesetzt dass Inge in Eckernförde blieb.
Sie hat dann eine Ausbildung zur Schuhverkäuferin in Eckernförde begonnen.
Nachdem die Eltern Inge in eine Wohnung stecken wollten, die unter aller Würde war.
Die ich meiner Tochter nicht zumuten konnte, ist Inge mit mir nach Kaltenkirchen gekommen.
Leider hat der Betrieb ihr dann auch in der Probezeit gekündigt.
So dass Inge ohne Lehrstelle da stand.
Inge hat sich in den darauffolgenden Monaten immer um neue Ausbildungsstellen und Praktikas bemüht.
Mit den Praktikas hat es mehrfach geklappt. Sie hat sich dort auch wohl gefüllt, aber leider ist es nie zu einem Ausbildungsvertrag gekommen.
Im Sommer 2011 bin ich aus der Wohnung in Kaltenkirchen mit meiner jüngsten Tochter ausgezogen, da ich mit meinem Lebensgefährten zusammenziehen wollte.
Für mich war es wichtig, dass Thoralf und Inge für sich Verantwortung übernehmen und trotzdem ich im Hintergrund noch da war. Wenn was war, konnte ich sofort da sein.
Mein Eindruck war, dass es für Beide gut war.
Inge war häufig bei L. in Eckernförde am Wochenende.
Sie fing aber an sich auch wieder vermehrt mit ihren Freundinen und Freunden zu treffen.
Inge wurde selbstständiger und hat sich vermehrt nichts mehr von L. vorschreiben lassen.
Häufiger trennten sich die Beiden. Fanden aber dann doch wieder zusammen.
Er fing an Inge zu kontrollieren, knackte ihre Passwörter bei facebook und Emailkonten.
Wollte immer und ewig wissen wo sie ist, was sie macht.
Gleichzeitig kritisierte er ihre Figur und meinte sie wäre zu fett.
Machte sie am Handy fertig. Beschimpfte sie auf die übelste Art und Weise.
Mehrmals haben wir zu Inge gesagt, sie solle ihn vergessen und sich eine neue Handynummer besorgen.
Für das Festnetz hätte ich für meine Kinder auch eine neue Rufnummer besorgt.
Aber das wollte sie nicht. Inge argumentierte damit, dann könnte sie nicht mehr mit der Mutter von L. telefonieren.
Zu der Mutter hatte sie ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut.
Da er auch immer häufiger schlecht über unsere Familie redetet und Inge als asozial titulierte.
Verwies Inge ihn aus der Wohnung.
Endlich wagte Inge ihm zu widersprechen und wies ihn in seine Schranken.
Ich bin heute davon überzeugt, dass Inges neu gewohnene Stärke ihr Todesurteil war.
Im Sommer 2012 hat Inge bei einer Frauenärztin in Kaltenkirchen eine Ausbildung als MTA begonnen. Aufgrund von Differenzen wurde das Ausbildungsverhältins im Oktober beendet.
Inge ist weiterhin zur Berufsschule gegangen und suchte einen Betrieb, der sie übernehmen würde.
Im Dezember 2012 hat sie in der Rheumaklinik Bad Bramstedt ein Praktikum begonnen und wurde von dort auch übernommen, so dass sie ihre Ausbildung fortsetzen konnte.
Selbst am 07.04.2014 sagte Inge noch zu uns, dass sie ab 10.04.2013 die Probezeit geschafft hätte und in Ruhe sich auf ihre Ausbildung konzentieren könnte.
Sie war so glücklich darüber.
Und ich auch, mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.
Ich bewundere meine Tochter dafür, dass sie trotz aller Widrigkeiten und Umständen nie den Mut verloren hat, immer an das Gute geglaubt hat.
Auch wenn es ihr schlecht ging, war sie für ihre Freundinen da, hat sie nicht hängen lassen.